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AMO - Archivalie des Monats

Herzlich Willkommen in unserer Rubrik „Archivalie des Monats“, kurz AMO.

Wir möchten an dieser Stelle monatlich historisch wertvolle Archivalien aus dem Stadtarchiv Wernigerode vorstellen.

Im Fundus des Stadtarchivs befinden sich momentan rund 34.000 Einheiten an Archiv- und Sammlungsgut aus über 750 Jahren Stadtgeschichte.

AMO April 2020

Im April 2020 präsentieren wir als Archivalie  des Monats ein Poesiealbum.

Dieses Album aus dem Jahre 1912 gehörte einst Minna Poppendieck aus Hasserode und wurde von Frau Koglin auf dem Dachboden ihres Hauses wiederentdeckt und zur dauernden Aufbewahrung  als Schenkung dem Stadtarchiv übergeben.

Poesiealbum Minna Poppendieck
© Stadtarchiv Wernigerode
Poesiealbum Minna Poppendieck © Stadtarchiv Wernigerode

Sprich nicht viel,-

Die Welt ist schlimm,-

Sie forscht dich aus,-

Sie bringt heraus,-

Das ist ihr Ziel,

Sprich nicht viel.-

 

Zur freundlichen Erinnerung

An

Deine Freundin und Mitkon-

firmandin

Anna Hahne

 

Ostern 1912.

Seid fröhlich in Hoffnung,

geduldig in Trübsal,

haltet an am Gebet.

 

Zum stetem Andenken

an

Deine Mitkonfirmandin

Ella Wendenburg

 

Hasserode/

Wernigerode, den 28,2.1912.

AMO März 2020

In diesem Monat möchten wir uns mit dem Thema Frühjahrsputz auseinandersetzen. Bitte sehen Sie selbst:

Abwaschen der Rathausfassade von Dieter Möbius fotografiert
Abwaschen der Rathausfassade von Dieter Möbius fotografiert

Wir möchten sehr deutlich darauf aufmerksam machen, dass diese Art der Reinigung heutzutage selbstverständlich nicht mehr durchgeführt wird und distanzieren uns von der Art und Weise der Durchführung.

Auf den Fotografien sehen Sie, wie die Rathausfassade durch die städtische Feuerwehr mit Schaum gereinigt wird.

Diese Bilder stammen aus dem Jahre 1969 und wurden von Dieter Möbius fotografiert. 

AMO Februar 2020

Als Archivalie des Monats präsentieren wir Ihnen im Februar einen Eintrag aus dem städtischen Eidbuch aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Darin enthalten sind Eide verschiedener, im Dienst der Stadt stehender Berufsstände, wie beispielsweise Wagemeister, Stadtknechte, Torwächter, Holzförster und Kindermutter.

Es finden sich aber auch Eide für die verschiedenen Gilden und Innungen (Gildemeister), der Geistlichkeit (Kirchvater) und der Gerichtsbarkeit (Gerichtsschöffen).

Es ist anzunehmen, dass, ähnlich wie beim Bürgereid, bei Dienstantritt der Eid vor dem städtischen Rat mit erhobenen Fingern abgeleistet werden musste.

Der Baurmeister in der Altstadt Wernigerode wurde für die Dauer von zwei Jahren vereidigt, der Baurmeister in der Neustadt für ein Jahr.

Baurmeister Eydt

In der Alten stadt

 

Ich Gelobe vnd schwere, das ich

dem Baurmeister Ambt getrew-

lichenn will vorstehenn, von hinnen

Baurmeistereid Seite 1
© Stadtarchiv Wernigerode
Baurmeistereid Seite 1 © Stadtarchiv Wernigerode

vonn Stunden bis vber zwey

iahr, Alß das ich den gewöhnnlichen

Lohntage vffm Radthauße

erschienenn, die Austheilung

der lohne getrewlich zu verrichten

Auch was Zur Notturft ge-

meiner stadt Zubawen Von

nöthenn, die Dienste dar Zue

fleissigk erstellen, die Aussen-

bleibendenn Anzeigenn, Auch

selbst in des bawwerk nach

muglicheit beforderen, Vnnd

guete auf Acht darbey haben,

Inn dem Vnd Andem deßen

Radts befhelichs Jedesmal

mich verhaltenn, Vnd darneben

schweigenn Vnnd Vorhelenn

was ich schweigen soll, Vnnd

Baurmeistereid Seite 2
© Stadtarchiv Wernigerode
Baurmeistereid Seite 2 © Stadtarchiv Wernigerode

melden, was ich melden sol.

So wahr mihr Gott helffe vnndt sein

heiliges Evangelium.

 

Der Neusteter Baurmeister

Schweret auff Ein Jhar.

 

Sonst ists derselbe Eydt.

 

Ohne Datum (geschätzt Mitte des 16. Jahrhunderts)

AMO Januar 2020

Als erstes möchten wir es nicht verpassen, Ihnen ein gesundes und wunderschönes neues Jahr 2020 zu wünschen. 

Bei unserer AMO handelt es sich in diesem Monat um eine Urkunde vom 11. Dezember 1667 , in welcher Musikanten den Bürgermeister der Alt- und Neustadt Wernigerode darum bitten, das Neujahrsblasen des Jahres 1668 durchführen zu dürfen.

In der Transkription (Übersetzung) der Urkunde können Sie gut erkennen, dass der Sprachgebrauch ein völlig anderer war als heute. Sehr viele Begrifflichkeiten sind obsolet, das heißt, dass diese im heutigen Gebrauch unserer Sprache keine Verwendung mehr finden. Des Weiteren lässt sich erkennen, dass zur damaligen Zeit die Rechtschreibung auf eine ganz andere Art und Weise durchgeführt worden ist. Sehr viele Begriffe mussten sich in ihrer Schreibweise über hunderte von Jahren hinweg in ihre heute Form weiterentwickeln. Bis in das 19. Jahrhundert gab es keine einheitlichen Rechtschreibregeln. Dieses wollte man mit der 1. orthographischen Konferenz im Jahr 1876 verändern. Orthographie ist ein anderer Begriff für die Rechtschreibung. Die 1. orthographische Konferenz diente zur Herstellung größerer Einigung in der deutschen Rechtschreibung. Es wurden konkretere Regeln erfasst. Im Jahre 1901 fand die 2. orthographische Konferenz statt. In dieser wurde erstmalig die Schriftsprache einheitlich geregelt. Zu dieser Zeit wurde in kurrent geschrieben. Die Kurrentschrift ist eine Schriftart, welche vom 15. Jahrhundert bis ca. Mitte des 20. Jahrhunderts geschrieben worden ist. Im Jahre 1911 wurde die Sütterlinschrift von Ludwig Sütterlin (1865-1917) entwickelt. Ab 1915 wurde diese Schriftart in der Schule unterrichtet und somit eingeführt. Am 01.09.1941 wurde während des zweiten Weltkrieges die Sütterlinschrift verboten und unsere heute existierende lateinische Ausgangsschrift ab 1942 eingeführt.

AMO Dezember 2019

In diesem Monat möchten wir Ihnen, passend zur schönen Vorweihnachts- und Weihnachtszeit, eine undatierte Postkarte des Fotografen Max Baur präsentieren. 

Auf der Postkarte ist das Rathaus Wernigerode zu sehen, auf dessen Dach ein Weihnachtsbaum, mit leuchtendem Stern auf der Tannenbaumspitze, thront.

PK_II_0109
PK_II_0109

Der Fotograf Max Baur wurde am 04.02.1898 in Günzburg geboren und verstarb am 16.12.1988 in Aschau im Chiemgau. Er wirkte ab 1928 in Wernigerode und betrieb dort bis 1934 eine Werkstätte für Lichtbildkunst in der Salzbergstraße 1b. 1934 zog es ihn nach Potsdam, wo er bis 1953 lebte und arbeitete. 1944 entzog er sich der Einberufung zur Wehrmacht durch Fahnenflucht nach Süddeutschland. Nach dem Krieg betrieb er ab 1946 bis 1953 in Potsdam wiederum einen Ansichtskartenverlag. 1953 zog er mit seiner Familie nach Aschau im Chiemgau, wo er 1988 verstarb.

Schauen Sie sich gerne das OMO des Harzmuseums an. Es handelt sich um ein Gemälde des Künstlers Bruno Jüttner, welches den Alten Weihnachtsmarkt von Wernigerode zeigt.

Auf diesem Wege wünschen wir Ihnen eine schöne Vorweihnachtszeit, eine besinnliche Weihnachtszeit und vor Allem Gesundheit.

AMO November 2019

Bei unserer Archivalie des Monats November 2019 handelt es sich um einen Gildebrief der Bäcker von 1579.

Eine Bäckergilde, dies war ein Zusammenschluss der in Wernigerode arbeitenden Bäcker, existierte nachweislich mindestens ab 1393. Die Rechte und Pflichten der Bäcker wurden in einem Gildebrief festgehalten.

Eine Gilde war ab der Zeit des Mittelalters ein Zusammenschluss von Kaufleuten, um gemeinsame Interessen zu verfolgen und sich gegenseitig zu schützen. Dies wurde in der Regel durch einen Schwur besiegelt.

Becker Gildebrieff                            Anno 1579

Bäcker Gildebrief
© Stadtarchiv Wernigerode
Bäcker Gildebrief © Stadtarchiv Wernigerode

Wier Albrecht George vor uns undt die

Wolgebornen unsere freundliche Liebe Brü=

dere undt Vetternn alle Grafen Zue Stolberg

Königstein Rüschefort undt Wernigeroda, Hernn

Zue Ebstein Müntzenbergk undt Braübergk In

Craft dieses unsers offenen brieffes Ihnen kundt

undt bekennen vor Jedermenniglichen. Wir das

unsere Unterthanen undt lieben getreuen die

Meister undt Gewergkschaft der Becker Gilde

in unser Stadt Wernigeroda und unterthenig

Zuerkennen geben, das ob woll von dem

Wolgebornen Hernn Cunraden weilandt Grafen

und Herrn Zue Wernigeroda p. Im Jahre Christi

Ein tausendt dreiy hundert dreiy undt neuntzigk

Iren Vorfahren uber solch Handtwerck etlicht

gewisse ordennunge gesetze undt privilegia gegeben

worden. So seiy doch in Neulichen Zeiten, Von vielen

Unsren Bürgern, so doch ihrer Innung Handtwercks

undt Gilden niht seint, sothane ordennungt in

Mißverstandt gedeütet worden, also das die

selben gleicher gestalt, wir die Meistere selbst

sich ihres Handtwerks nicht allein an Rogken

besöndern auch Semmeln beckens undt solches...

Wir möchten auch gerne auf unser Pendant, dem OMO des Harzmuseums aufmerksam machen. Es handelt sich um eine Honigkuchenform aus dem 18. Jahrhundert.

AMO Oktober 2019

In diesem Monat möchten wir Ihnen unsere AMO, eine Postkarte des Brockens vom 01. September 1900, vorstellen. Die Postkarte ist eine von ca. 3000 unterschiedlichen Postkarten unserer Sammlung historischer Postkarten .

PK_IX_0004 Wernigerode Brocken Brockenhotel, Bahn
PK_IX_0004 Wernigerode Brocken Brockenhotel, Bahn

Die Postkarte ist in unterschiedliche Bilder unterteilt und mit dem Schriftzug "Gruss vom Brocken" versehen.

Oben rechts sieht man das frühere Brockenhotel (dies wurde 1862 eingeweiht) mit dem ehemaligen Aussichtsturm (um 1900 errichtet) daneben. Beide Gebäude sind am 17. April 1945 durch einen Bombenangriff der US-Luftwaffe während des zweiten Weltkriegs zerstört worden.

Darunter zu sehen ist ein Bild mit drei Zwergen, welche aus einiger Entfernung die Brockenbahn beobachten. Die Zwerge sind eng mit der Geschichte des Harzes verbunden. Sie sollen klein, zauberkundig, listig und handwerklich begabt gewesen sein. Es gibt einige unbelegte Vermutungen, wer die Zwerge, die im Harz lebten, wirklich waren. Dies wird für uns leider ein Geheimnis bleiben.

Das Hauptbild beinhaltet die Brockenbahn, welche den Berg hinauffährt. Die Brockenbahn wurde am 04. Oktober 1898 eingeweiht. Nach dem Mauerbau zur DDR-Zeit wurde der Personenverkehr zwischen Schierke und dem Brocken ab dem 14. August 1961 eingestellt. Am 15. September 1991 wurde die Brockenbahn nach Sanierung der Gleise feierlich wieder in Betrieb genommen und verkehrt seitdem wieder zwischen Drei-Annen-Hohne und dem Brocken.

In dem kreisrunden Bild sieht man die drängende Menge, die gerne den Zug besteigen möchte. Dies erinnert uns mit einem Schmunzeln an die heutige Zeit. Die Brockenbahn war damals beliebt und sie ist es heute umso mehr.

In diesem Zusammenhang möchten wir gerne auf die Ausstellung 350 Jahre Schierke im Harzmuseum aufmerksam machen.

Darüber hinaus möchten wir auf das OMO im Harzmuseum aufmerksam machen. Es handelt sich um einen preußischen Postbriefkasten aus Schierke. Eventuell ist unsere Postkarte vom Brocken im Schierker Postbriefkasten zum Versenden gelandet.

AMO September 2019

In diesem Monat möchten wir unsere AMO, eines der 6 Bürgerbücher, vorstellen, die lückenlos sämtliche Bürgerrechtseintragungen der Jahre 1563 bis 1840 beinhalten.

Im Band 6 (1830 bis 1840) finden wir neben den Bürgerrechtseintragungen selbst auch den Wortlaut des Bürgereids und eine sich darauf beziehende „Verwarnung“.

Im Objekt des Monats des Harzmuseums wird ein Feuereimer gezeigt, der dem Kürschner Gottlob Bartusch gehörte.  Er hat am 13. Januar 1831 in Wernigerode das Bürgerrecht erworben. Die Verleihung kostete Gottlob Bartusch insgesamt 13 Reichsthaler, 16 Silbergroschen und 3 Pfennige. Er verstarb am 28. Dezember 1890 im Alter von 87 Jahren in Wernigerode.

In den vorangegangenen Jahrhunderten wurde von der städtischen Verwaltung oftmals gefordert, einen Feuerlöscheimer in jedem Haushalt nachzuweisen, wenn die Verleihung des Bürgerrechts erfolgte. Dieses war unabdingbar, denn durch die überwiegend mit Stroh und Holzschindeln gedeckten Häuser brannten mehrfach ganze Stadtviertel nieder.

Nähere Informationen zum Bürgerrecht in Wernigerode finden Sie hier.

Untenstehend finden Sie den Bürgereid, die dazugehörige Verwarnung und die Bürgerrechtsverleihung des Gottlob Bartusch.

AMO August 2019

Pünktlich zum „Internationalen Tag des Bieres“, der an jedem 1. Freitag im August gefeiert wird, möchten wir Ihnen unsere Archivalie des Monats August vorstellen und sagen Prost!

Bei unserer AMO handelt es sich um eine mehrseitige Pergamentkunde vom 30.09.1719 mit sechs Hängesiegeln, in welcher Christian Ernst Graf zu Stolberg (1691-1771) bekundet, dass er das Recht quartalsweise ein Weißbier zu brauen dem Magistrat überlassen hat. Der Magistrat hat im Gegenzug die Knickwiese bei Ilsenburg an die Grafschaft abgetreten sowie 1000 Thaler an den Grafen gezahlt.

Die sechs angebrachten Hängesiegel beziehen sich auf die Personen, welche das Dokument unterschrieben haben:

Christian Ernst Graf zu Stolberg (1691-1771)

Friedrich Carl Graf zu Stolberg (1693-1767)

Christina zu Mecklenburg-Güstrow (1663-1749), sie war die Witwe des Grafen Ludwig Christian zu Stolberg-Gedern (1652-1710)

Heinrich August Graf zu Stolberg (1697-1748)

Christian Friedrich Graf zu Stolberg (1672-1738)

Jost Christian zu Stolberg (1676-1739)

Die Braugerechtigkeiten in Wernigerode oblagen dem herrschenden Grafen zu Stolberg-Wernigerode und wurden durch ihn an den Magistrat der Stadt übertragen. Dieser konnte die Rechte an Privatpersonen übertragen, welche unter gewissen Voraussetzungen (sie mussten beispielsweise das Bürgerrecht besitzen), ein Brauhaus betreiben durften. In Wernigerode existierten insgesamt 148 Brauhäuser, welche das Braurecht ausüben durften. Ab 1810 wurde dieses aufgehoben, so dass sich industrielle Unternehmen, wie im Jahre 1848 die Hasseröder Brauerei, in Wernigerode ansiedeln konnten. In diesem Zusammenhang möchten wir auf unser Pendant des OMO im Harzmuseum aufmerksam machen. Es handelt sich um eine Bierflasche der Hasseröder Brauerei aus den 30er Jahren.

Die Archivalie hat die Signatur WRI/I/A/10

AMO Juli 2019

Die Archivalie des Monats Juli hat direkten Bezug zum Objekt des Monats im Harzmuseum.

Der Brief des Grafen Christian Ernst zu Stolberg Wernigerode an Bürgermeister und Rat beider Städte Wernigerode wurde am 09.01.1769 verfasst und beinhaltet die Ernennung des neuen Stadtvogtes Siegmann anstelle des verstorbenen Stadtvogtes Bodin. Die Bezeichnung „beider Städte Wernigerode“ bezieht sich auf die seit dem 16. Jahrhundert kommunal vereinigte Altstadt und Neustadt Wernigerode.

Dem Amt des Stadtvogtes als einen vom Grafen bestelltem Beamten oblag u.a. auch die Hochgerichtsbarkeit innerhalb der sonst eigenständigen Stadt Wernigerode, also auch die Gerichtsbarkeit, die zum Tode eines Angeklagten führen konnte.

Die verwendete Archivalie hat die Signatur Stadtarchiv Wernigerode WR I/II/G/21

  • Ernennung Stadtvogt Siegmann

  • Transkription Ernennung Stadtvogt Siegmann

  • Briefumschlag mit Siegel der Grafen Stolberg-Wernigerode

  • Transkription Ernennung Stadtvogt Siegmann Briefumschlag