Begründung:
Die Erschließung des Baugebietes Nr. 67 „Ziegenbergblick“ eröffnet die Gelegenheit, eine längst notwendige Neuordnung der Straßennamen und Nummerierungen im Quartier Weinbergstraße/Heinrich-Heine-Straße vorzunehmen.
Parallel zwischen der Weinbergstraße und der Heinrich-Heine-Straße verläuft ein Stich, der ebenfalls Weinbergstraße heißt. Nach der Umbenennung des von Süden nach Norden verlaufenden Abschnitts der Weinbergstraße in „Lange Hecke“ hat dieser Stich keinen Bezug mehr zu dieser. Damit wäre eine eindeutige und zuverlässige Orientierung vor allem für Rettungskräfte und Lieferverkehre nicht mehr gegeben. Die Vergabe eines neuen Straßennamens ist damit unumgänglich. Das Vorhandensein von momentan 8 Grundstücken rechtfertigt einen eigenen Straßennamen.
In der Sitzung des Ausschusses für Schule, Kultur und Sport am 13.11.2023 haben sich die Mitglieder dafür ausgesprochen, diesen Stich der Weinbergstraße in „Rosenthalweg“ umzubenennen.
Mit dem Straßennamen soll der Familie Rosenthal gedacht werden, die in Wernigerode ein Konfektionsgeschäft besaß. Dem Sohn der Familie, Siegfried Rosenthal, und seiner Mutter, Regina Rosenthal, gelang im Juni 1938 die Flucht nach Portugal. Als der Familienvater, Siegmund Rosenthal später folgen wollte, endete seine Flucht in Frankreich. Mit der Besetzung Frankreichs durch die Nationalsozialisten begann auch hier die Verfolgung der Juden. Zunächst wurde er in das Camp Les Milles nach Südfrankreich gebracht und im September 1942 in das KZ Auschwitz deportiert, wo er direkt nach seiner Ankunft ermordet wurde.
Die Schwiegermutter von Siegmund Rosenthal, Delfine Spiro, blieb zunächst in Wernigerode. Sie wurde aber 1942 nach Theresienstadt deportiert und durch das Deutsche Rote Kreuz in die Schweiz geholt. Im Jahre 1948 fand Regina Rosenthal ihre Mutter dort wieder und holte sie nach Lissabon.
Regina und Siegfried Rosenthal überlebten in Portugal. Im Jahre 1995 besuchte Siegfried seine Geburtsstadt, wo er sich in das „Goldene Buch“ der Stadt eintrug. Am 03.08.2014 verstarb er in Lissabon. (Quelle: Peter Lehmann, Spurensuche. Jüdische Familiengeschichte in Wernigerode, hrsg. V. Christian Juranek und Maik Reichel, Berlin und Wernigerode 2023):