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Beratungsfolge

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Der Stadtrat beschließt das Anbringen einer Gedenktafelr Herrn Prof. Dr. Erhard Hübener (1881-1958), an seinem Haus oder in unmittelbarer Nähe seines Hauses Kiefernweg 1 in Wernigerode.

           

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Art der Aufgabe:

 

X

Freiwillige Aufgabe

 

Pflichtaufgabe

 

Finanzielle Auswirkungen:

 

Buchungsstelle/Maßnahmen-Nr.:

 

X

keine finanziellen Auswirkungen

EUR

 

Gesamteinnahmen* in Höhe von:

EUR

 

Gesamtausgaben* in Höhe von: 

*Bei unbefristeten/lfd. Angelegenheiten ist die Jahresangabe erforderlich!

EUR

 

 

 

Mittel stehen im laufenden HH zur Verfügung

 

keine

 

einmalige

 

Laufende Folgekosten/-leistungen i.H.v.

EUR/Jahr

 

 

 

 

 

(Auswirkungen i.d. Folgejahren einschätzen, ggf. detaillierte in Anlage)

 


Nachhaltigkeitseinschätzung nach dem Augsburger Modell:

Bei der Anwendung der Nachhaltigkeitseinschätzung handelt es sich um eine Übergangslösung, die als Lernprozess zu verstehen ist, bis mit dem Stadtentwicklungskonzept eigene Wernigeröder Leitlinien genutzt werden können.

 

 

rdernd

kein Effekt

hemmend

 

 

rdernd

kein Effekt

hemmend

Ökologische Zukunftsfähigkeit

Bitte ein „x“ eintragen

 

Wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit

Bitte ein „x“ eintragen

Ö1. Klima schützen

 

 

X

 

 

W1. Wernigerode als Wirtschaftsstandort stärken

 

X

 

Ö2. Energie- und Materialeffizienz verbessern

 

 

X

 

 

W2. Leben und Arbeiten verknüpfen

 

X

 

Ö3. Biologische Vielfalt erhalten und entwickeln

 

X

 

 

W3. Soziales und ökologisches

Wirtschaften fördern

 

X

 

Ö4. Natürliche Lebensgrundlagen

bewahren

 

X

 

 

W4. Finanzen nachhaltig generieren und einsetzen

 

X

 

Ö5. Ökologisch mobil sein für alle

ermöglichen

 

X

 

 

W5. Flächen und Bebauung nachhaltig entwickeln und gestalten

 

X

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Soziale Zukunftsfähigkeit

 

 

 

 

Kulturelle Zukunftsfähigkeit

 

 

 

S1. Gesundes Leben ermöglichen

 

 

X

 

 

K1. Wernigerode als selbstbewusste

Mittelstadt begreifen

X

 

 

S2. Bildung ganzheitlich leben

 

 

X

 

 

K2. Werte reflektieren und vermitteln

 

X

 

 

S3. Sicher leben - Risiken minimieren

 

 

X

 

 

K3. Vielfalt leben

 

X

 

 

S4. Allen die Teilhabe an der Gesellschaft ermöglichen

 

X

 

 

K4. Beteiligung und bürgerschaftliches Engagement stärken und weiterentwickeln

X

 

 

S5. Sozialen Ausgleich schaffen

 

 

X

 

 

K5. Kunst und Kultur wertschätzen

 

X

 

 

           

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Begründung:

Unter den Persönlichkeiten, die mit ihrem Wirken die Entstehung und die frühe Geschichte des Landes Sachsen-Anhalt geprägt haben, ragt Erhard Hübener heraus.

Erhard Hübener war der erste Ministerpräsident des nach 1945 entstehenden Landes Sachsen-Anhalt.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde er zunächst von den US-amerikanischen Besatzungsbehörden von Wernigerode, seinem Zufluchtsort nach der Amtsenthebung durch die Nazis als Landeshauptmann der Provinz Sachsen, nach Halle/Saale geholt, um dort eine demokratische Verwaltung aufzubauen. Die sowjetischen Besatzungsbehörden bestätigten ihn an die Spitze der neu aufzubauenden deutschen Verwaltung. Während unter der US-Besatzung noch unklar blieb, welcher Art von Verwaltung und vor allem für welches konkrete Territorium Hübener eingesetzt worden war, legten sich die sowjetischen Behörden klar fest. Erhard Hübener wurde mit der Bezeichnung „Präsident“ an die Spitze einer deutschen Verwaltung eingesetzt, die für die „Provinz Sachsen“ zuständig war. Diese „Provinz Sachsen“ entsprach dem von Erhard Hübener im Jahre 1929 entwickelte Plan der Gründung eines Landes oder einer Reichsprovinz „Sachsen-Anhalt“.

Nach den Landtagswahlen vom 20. Oktober 1946, den einzigen halbwegs demokratischen Wahlen, die in der Zeit der SBZ bzw. DDR stattgefunden haben, wurde er vom Landtag Sachsen-Anhalts zum Ministerpräsidenten gewählt.

Erhard Hübener (Liberal Demokratische Partei - LDP) war der einzige Ministerpräsident eines Landes der SBZ bzw. DDR, der nicht der SED angehörte. Er war der auch der einzige der Ministerpräsidenten eines Landes der SBZ/DDR, der mit aller Kraft für die Einheit Deutschlands unter demokratischen Bedingungen eintrat. Ihm allein war es zuzuschreiben, dass die Ministerpräsidenten der SBZ in München 1947 gegen den Willen der SED an der einzigen gesamtdeutschen Konferenz auf hoher Ebene teilnahmen, die es vor 1990 gab. Deren Scheitern konnte er nicht verhindern, aber er hat mit seiner Rücktrittsdrohung das Zustandekommen der Konferenz bei der Sowjetischen Militäradministration durchgesetzt.

 

Bereits von 1922 an amtierend und ab 1924 gewählt, stand Erhard Hübener als Landeshauptmann der preußischen Provinz Sachsen bis 1933 an der Spitze der Selbstverwaltung der Provinz. Er war in dieser Zeit Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) bzw. der Staatspartei. Hübener gehörte zu den prominenten Demokraten der Weimarer Republik und erwies sich als streitbarer Verteidiger der Demokratie gegen die rechten und linken Feinde der Republik. Daher wurde er von den NS-Machthabern nach der Errichtung ihrer Diktatur im Jahre 1933 aus dem Amt entfernt. Im Freistaat Preußen und in der Weimarer Republik galt er als führender Verwaltungsfachmann.

 

In der Eigenschaft als Landeshauptmann entwickelte Erhard Hübener den Plan der Neugliederung Mitteldeutschlands in die drei Länder Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt. Damit war im Jahre 1929 der Gedanke formuliert worden, die außerordentlich starke territoriale Zersplitterung in Mitteldeutschland durch die Abrundung Thüringens und die Bildung des dritten mitteldeutschen Landes - Sachsen-Anhalt - zu überwinden.

Der Hübener-Plan der Dreiteilung Mitteldeutschlands kam wegen der hereinbrechenden Weltwirtschaftskrise und der folgenden Errichtung der NS-Diktatur nicht zur Ausführung.

 

Nach dem Sturz der Hitler-Diktatur durch den militärischen Sieg der Alliierten und dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Deutschland in Besatzungszonen aufgeteilt, in denen die jeweiligen Besatzungsmächte die Regierungsgewalt ausübten. Im Gebiet der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) gliederte die Besatzungsmacht Mitteldeutschland nach dem Plan, den Erhard Hübener 1929 entwickelt hatte, ohne jedoch auf die Debatten vor 1933 und auf den Anteil Erhard Hübeners einzugehen. Es ist zweifelhaft, ob den sowjetischen Behörden bewusst war, dass sie mit Hübener den maßgeblichen Begründer der von ihnen ins Leben gerufenen „Provinz“ an die Spitze der Verwaltung setzen.

 

Dass mit Erhard Hübener einer der bekannten Demokraten und Landespolitiker Mitteldeutschlands von der sowjetischen Besatzungsmacht an die Spitze der neu aufzubauenden deutschen Verwaltung gesetzt worden ist, hatte große Hoffnungen auf eine erfolgreiche Aufbauarbeit, demokratische Entwicklung und Eintreten für Einheit Deutschlands unter der Bevölkerung hervorgerufen. Mit dem Heraufziehen der zweiten deutschen Diktatur im 20. Jahrhundert haben sich diese Hoffnungen zerschlagen. Als Hübener keine Hoffnungen mehrr ein freiheitliches und einiges Deutschland hatte, trat er von seinen Ämtern zurück.

Das Wirken Erhard Hübeners als erster Ministerpräsident Sachsen-Anhalts unter den Bedingungen der sowjetischen Besatzung und der Nachkriegssituation gehört zu den wichtigen Traditionen des Kampfes für Demokratie, Einheit und Freiheit in der Geschichte des Landes Sachsen-Anhalt.

 

bener zog sich nach seiner Amtsenthebung als Landeshauptmann durch die Nationalsozialisten im Jahre 1933 nach einem kurzen Aufenthalt in Jena nach Wernigerode zurück. Hier fand er Bedingungen vor, die ein erträgliches Leben während der NS-Diktatur ermöglichten. Er hat während dieser Zeit vor allem schriftstellerische Werke verfasst.

Nach seinem Rücktritt als Ministerpräsident im Jahre 1949 hat er sich abermals nach Wernigerode zurückgezogen, weil er auch unter den Bedingungen der heraufziehenden zweiten deutschen Diktatur in der Harzstadt Voraussetzungen für ein würdiges Leben fand. Es ist zu bemerken, dass Hübener, der seine Wurzeln und seinen Lebensmittelpunkt in Sachsen-Anhalt hatte, Wernigerode als geeigneten Platz dafür hielt, in seiner Heimat auszuharren und nicht den bequemeren Weg in die Bundesrepublik zu gehen.

beners Verhalten während der zwei Diktaturen in Deutschland deutet darauf hin, dass die Stadt Wernigerode mit dem hier vorhandenen Potential der Resistenz gegen politischen Extremismus einen vergleichsweise günstigen Ort für ein würdiges Leben bildete. Hinzu kamen persönliche Bindungen von Hübener zur bedeutenden Geschichte der Stadt und ihrer städtebaulichen und natürlichen Schönheiten.

Das alles hat ihn veranlasst, Wernigerode auch zu seiner letzten Ruhestätte zu bestimmen.

 

Prof. Dr. Mathias Tullner

 

           

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gez. Albrecht

Stadtrat           

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