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Herr Schmidt und Frau Triebe erläutern anhand einer Präsentation (Anlage 3) die pädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen im Kinder- und Jugendhaus „Center“.

 

Frau Schlicht führt dazu weiter aus, dass sich im Jugendtreff jugendliche Freunde und Gleichaltrige  treffen können, was zu Hause nicht möglich ist. Sie selbst hat auch den Anspruch und möchte am liebsten immer gleich zehn Projekte zeitgleich anfangen, was aber nicht das ist, was die Jugendlichen brauchen bzw. wollen. Es ist Aufgabe der Stadtjugendpflege, einen Ort für die Jugendlichen zu schaffen, an dem sie sein können, aber auch Anreize bzw. Angebote für sie zu schaffen, z.B. zu Sport, zu Bildung, zu Kreativität und ihnen damit den Anreiz zu geben, aus ihrem Chill-Modus herauszukommen. Wenn man dabei den Bogen überspannt, kommen die Jugendlichen nicht mehr in den Club.

 

Herr Schmidt bestätigt, dass man mit einem ausschließlich pädagogischen Angebot keine Jugendlichen in den Treff locken könne.

 

Frau Barner sagt, dass sie einen anderen Anspruch habe und eine andere Arbeit erwarte.

 

Frau Schlicht hebt hervor, dass die Jugendtreffs vorrangig offene Treffs sind, die ein niederschwelliges Angebot seien - und weniger Bildungsangebote.

 

Frau Barner sagt, aber sie seien auch keine Chill-Einrichtung.

 

Herr Schmidt geht davon aus, dass ein Missverständnis vorliege und schildert ein Beispiel: Eine besorgte Mutter kam ins „Center“, die einen rassistischen Vorfall mit ihrem Sohn in der Schule erlebt habe. Er überlegte, was er ihr anbieten könne, und schlug ihr vor, mit ihrem Sohn in die Gruppe von Schülern zu kommen. Es lief gerade das „Hoffest“, und er nahm das Problem erst einmal auf. Herr Schmidt erläutert zu seinem Vorgehen, dass die Schüler das Bedürfnis haben, erst einmal irgendwie ins Gespräch zu kommen, ohne gleich zu sagen, wir machen einen großen Workshop oder ein Riesending daraus. Man muss sie erst einmal abholen von dort, wo sie sind, miteinander ins Gespräch kommen. Als 2. oder 3. Schritt kann man den Schüler dann z. B. zum Workshop einladen, aber das Interesse dafür muss bei Schülern erst einmal geweckt werden. Herr Schmidt sagt, jeder, der Kinder großgezogen hat, wird das kennen – dass man immer das Maß wählen muss, wie gehe ich daran, wie kann ich Interesse wecken und jemand auch begeistern für etwas.

 

Herr Reichel findet das von Herrn Schmidt Geschilderte aus pädagogischer Sicht sehr schlüssig. Er gibt aber zu bedenken, dass hier auch eine Immobilie drin stecke, die viel Geld koste. Er sagt, Schule versage flächendeckend bei der Vermittlung sozialer Kompetenzen, Cybermobbing und Sucht nähmen zu, deshalb sei es wichtig, soziale Kompetenzen in Form pädagogischer Angebote zu vermitteln. Er regt an, solche Angebote in die Vormittagsstunden zu verlegen, z.B. Freistunden zu nutzen. Er wisse, dass das Landesmusikgymnasium für so etwas sehr offen sei.

 

Frau Köhler berichtet, dass dies bereits angestoßen wurde; das Landesmusikgymnasium war bereits im „Center“, jedoch handele es sich beim Landesmusikgymnasium um eine ganz andere Zielgruppe. Auch gäbe es bereits Interesse von Schulen, die direkt im „Center“ anfragen, um die Räume zu nutzen. Ziel ist es, die Kinder zu begeistern von den Möglichkeiten, die das „Center“ biete. Dabei werden die Schwerpunkte deutlich. Hier gilt es anzusetzen und die betreffenden Kinder ins „Center“ zu bekommen, um dann mit entsprechenden Angeboten zu arbeiten. Es gibt bereits ein Netzwerk, das ständig erweitert werde.

 

Herr Reichel sagt, die Kinder säßen zu Hause hinter digitalen Endgeräten, es wäre ein Gewinn, wenn sie im „Center“ umgeben von physischen Körpern seien. Um Adipositas entgegenzuwirken, wären niedrigschwellige Bewegungsangebote ein Gewinn.

 

Frau Schlicht sagt, laut der aktuellen Kinder- und Jugendstudie sind Kinder zwischen 12 und 17 Jahren im Schnitt 205 Minuten pro Tag im Internet. Themen im Team der Stadtjugendpflege sind ebenfalls, wie man mit Gaming, Handynutzung, YouTube umgehen solle. Wenn dies im „Center“ verboten wird, kommen die Kinder nicht. Darum sei es sinnvoll, eine Willkommenskultur zu leben, niedrigschwellige Angebote zu unterbreiten, die Tür zu öffnen, den Kindern und Jugendlichen einen Raum zu geben – dann kommt man später ins Arbeiten. Ebenso ist Suchtprävention sehr wichtig, dies sei aber kein Thema fürs „Center“, denn Mitarbeiter der Diakonie besuchen jedes Jahr jede Schulklasse. Kommen diese auch noch ins „Center“, dann kommen die Jugendlichen an diesem Tag nicht.  Weiter berichtet sie, dass eine Befragung ergeben hat, warum die Jugendlichen ins Center kommen: Chillen, Rumhängen, Freunde treffen, wegen Marcel, wegen Angi. Beziehungsarbeit ist sehr wichtig. Weiter hat die Befragung ergeben, die Jugendlichen wünschen sich Kreativangebote, Sport und mehr Hallenzeiten – daran muss die Stadtjugendpflege anknüpfen und nicht ein Überangebot schaffen, das an den Kindern und Jugendlichen vorbeigeht. Wenn der Anspruch an sie zu hoch ist, besteht die Gefahr, die Kinder und Jugendlichen zu verlieren.

 

Herr Schmidt erläutert am Beispiel eines Mädchens, das sehr unglücklich über die Scheidung der Eltern ist und ins „Center“ kam, wie wichtig es ist, die Jugendlichen emotional zu unterstützen. Dazu gehört auch, dass sie die Möglichkeit bekommen, selbst zu bestimmen, wie sie ihre Freizeit verbringen möchten und dies im „Center“ nicht vorgeschrieben bekommen.

 

Herr Ramme sagt, ein wichtiger Aspekt für die Jugendlichen, in den Jugendtreff zu gehen, sei doch Spaß. Nach all den Anforderungen, die die Kinder und Jugendlichen in der Schule haben – hier spricht er aus eigener Erfahrung – sei doch die Motivation, in einen Jugendclub zu gehen, Gleichgesinnte zu treffen und Spaß zu haben. Es sei sehr wichtig, den Jugendlichen zuzuhören und herauszufinden, was sie interessiert. Und hieraus kann dann ein Angebot für sie entstehen.

 

Frau Piper sagt, man sollte hier vom Leistungsgedanken weggehen, das „Center“ sollte den Anspruch haben, den Jugendlichen einen geschützten Raum zu geben.

 

Herr Schult berichtet aus eigener Erfahrung  - er ist selbst schon über 30 Jahre Vorsitzender eines Vereins, der in der offenen der Kinder- und Jugendhilfe tätig ist – dass, wenn man viele Jugendfreizeiten macht und die Kinder ständig mit Ideen, z.B. Basteltage vollpackt, diese gar nicht angenommen werden. Kinder und Jugendliche möchten mal einen Vormittag oder Nachmittag für sich haben, wollen selbständig entscheiden, was sie machen möchten. Wenn Kinder eine bestimmte Aufgabe haben, die sie gern machen möchten, etwas, dem sie professionell nachgehen möchten, woran sie Spaß und Freude haben, z.B. wenn sie Musik machen möchten, melden sie sich in der Musikschule an, wenn sie schwimmen möchten, gehen sie in die Schwimmhalle bzw. melden sich in einem Verein an. Ins „Center“ gehen sie, wenn sie all das, was sie in Schule, Verein, Berufsschule usw. machen müssen, einmal nicht tun möchten, sondern sich entspannen und erholen wollen, und das sollte man sie auch tun lassen. Er habe in seinem Verein Jugendliche, auch Trainer und Übungsleiter, die heute noch vom „Center“ und von Karin sprechen. Karin hat sie begleitet vom Kind über den Jugendlichen, sie war für die Jugendlichen eine Mutterfigur, das „Center“ ein Zufluchtsort, den die Jugendlichen zuhause so nicht hatten. Ein größeres Lob für die Jugendarbeit gebe es kaum, wenn sich heute noch die Erwachsenen so an sie erinnern.

 

Frau Angelov bedankt sich für die Perspektive aus der DLRG.

 

Frau Triebe berichtet, dass sie in einzelnen Fällen auch weitervermitteln, z.B. zur Suchtberatung, wenn es einen speziellen Fall gibt, der Hilfe braucht. Hier gibt es ein Netzwerk.

 

Herr Schmidt betont, dass man die Situation der Einzelnen erst einmal aufnehmen muss, um dann zu überlegen, wie genau geholfen werden kann, da das bei diesen Jugendlichen zu Hause offensichtlich nicht passiert. Darüber hinaus sei er froh, dass es über die letzten Wochen hinweg geschafft wurde, ein Klientel aufzubauen, das das „Center“ besucht. Wenn dieses jetzt mit Aufgaben belegt wird, ist es weg, was in niemandes Sinn sein kann.

 

Nach kurzer Diskussion wird beschlossen, den Rundgang durch das „Center“ an das Ende der Sitzung zu verlegen.

 

Herr Pönitz verlässt die Sitzung.

 

Herr Lux wird durch die Ausschussmitglieder in seinen Ruhestand verabschiedet.

 

 

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Beschluss
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