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01.06.2019

Aktuelles im Harzmuseum

Lappenbeil aus dem Hortfund vom Peterstein, Wernigerode.
Lappenbeil aus dem Hortfund vom Peterstein, Wernigerode.
Hortfund vom Peterstein

Oberständiges Lappenbeil aus Bronze mit geradem Nacken, abgerundeter Schneide und Öse an der Schmalseite


Herzlich Willkommen in unserer Rubrik „Objekt des Monats“, kurz OMO. Hiermit wollen wir Ihnen einen kleinen Einblick in den Bestand unseres Hauses ermöglichen, auf Neuerwerbungen, Besonderheiten oder unsere Liebhaberstücke hinweisen.


Heute möchten wir Ihnen ein Objekt aus unserer Dauerstellung (Autorenkommentar: und eines meiner Lieblingsstücke im Haus) vorstellen. Zu sehen ist ein sogenanntes Lappenbeil, dass in die mittlere Bronzezeit (1550 – 1250 v. Chr.) zu datieren ist. Neben diesem Beil gehören noch zwei spiralförmige Armringe und ein Armreif zum Hort vom Peterstein (unmittelbar Ostnordötlich der Staumauer des Zillierbachstausees), der während der Ausschachtarbeiten für die Staumauer 1935 entdeckt worden ist.

Zillierbachtalsperre am Peterstein
Erich Krüger (1897-1978), Zillierbachtalsperre am Peterstein


Warum lassen Hortfunde Archäologenherzen schneller schlagen?

Ein Hort gibt viele Informationen über die Person oder die Gemeinschaft die ihn zusammengestellt hat preis. Wir sehen Gegenständige, die offenbar für Mensch und Gottheit von Wert waren. Es lassen sich Rückschlüsse auf Handwerkstechniken- und Fähigkeiten, aber auch etwaige Handelskontakte ziehen. Darüber hinaus wird uns ein Einblick in die Glaubenswelt dieser vergangenen Kulturen gewährt.

Die Besonderheit dieser Metalldepots liegt folglich nicht im profanen Verstecken von Wertgegenständen vor Feinden oder Dieben, sondern in ihrer Funktion als Kommunikationsmittel mit dem Göttlichen. Als „Gaben an die Götter“ zeichnet sich dieses Opferbrauchtum durch strenge Regeln aus. Rituell niedergelegte Horte unterscheiden sich von bloßen Verwahrhorten durch einige Gemeinsamkeiten. Es gibt eine feste Zusammenstellung von Objekten, wobei bestimmte Bronzen bevorzugt wurden. Aber auch der Niederlegungsort ist von Bedeutung. Die Orte befinden sich meist in der Nähe von Gewässern wie Seen, Quellen und Flussläufen. Aber auch andere markante Landschaftspunkte wie Felsen, Schluchten, Höhlen oder Moore waren beliebt. Oft sind diese Orte mehrfach für rituelle Zwecke aufgesucht worden, auch über einen längeren Zeitraum hinweg (dies wiederum lässt sich anhand der datierbaren Funde gut nachvollziehen).

Das Fundspektrum umfasst zu Beginn des 2. Jahrtausend v. Chr. sowohl prächtige Stabdolche, aber auch unscheinbarere Objekte wie Armreifen, Ringe und Beile. Somit ist unser Wernigeröder Hort vom Peterstein Teil eines, vor allem aus Mitteldeutschland, bekannten Phänomen der mitteleuropäischen Bronzezeit.

Spiralförmige Bronzearmringe
Spiralförmige Bronzearmringe
Armreif aus Bronze
Armreif aus Bronze