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01.07.2025

Kostbarer alter Druck aus der Klosterbibliothek kommt nach Wernigerode

Wernigeröder Geschichts- und Heimatverein und Stadt Wernigerode freuen sich über den Neuerwerb

Inkunabel_innen_gezeichnete_Hand

Vor kurzem wurde in Wernigerode ein äußerst kostbares Buch aus dem späten 15. Jahrhundert an das Harzmuseum übergeben. Es handelt sich um eine sogenannte Inkunabel (Wiegendruck), die sich auf die Klosterbibliothek des Augustiner-Eremitenklosters Himmelpforte bei Wernigerode zurückführen lässt. Vermutlich bis zur Plünderung und Zerstörung des Klosters durch aufständische Bürger Wernigerodes im Frühjahr 1525 wurde der Band von den Augustinermönchen des Klosters benutzt. Der wertvolle alte Druck aus den Jahren 1491/ 1493 wurde vom Wernigeröder Geschichts- und Heimatverein aus Privatbesitz erworben. Der Verkäufer bevorzugte den Verein, weil dadurch ein dauerhafter Verbleib in öffentlichem statt privatem Besitz ermöglicht wurde. Der Verein verpflichtete sich, das Buch dem städtischen Harzmuseum zu schenken. Die Inkunabel wird ab sofort in die laufende Sonderausstellung über das Kloster Himmelpforte und den Bauernkrieg im Harzmuseum integriert und ist dort zu besichtigen.

Ludwig Hoffmann, Vorsitzender des Wernigeröder Geschichts- und Heimatvereins, hat sich persönlich sehr für die Erwerbung des Bandes engagiert: „Wir sind sehr glücklich, dass dieser seltene Band aus der Klosterbibliothek Himmelpforte nach Wernigerode zurückkehren konnte. Ohne die großzügige Unterstützung der Harzsparkasse wäre dieser Ankauf nicht denkbar gewesen. Wir freuen uns sehr, dass wir den Band ans Harzmuseum übergeben können. Er soll sowohl die Ausstellung über Kloster Himmelpforte bereichern, als auch für die wissenschaftliche Forschung zur Verfügung stehen. Das verschwundene Kloster Himmelpforte wird dadurch vor Ort in einem Detail sichtbar gemacht, das zum täglichen Leben der Mönche gehörte.“

Durch die Ausgrabungen des Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt in den Jahren 2023 und 2024 und durch die aktuelle Sonderausstellung wurden die Überreste des Klosters nach 500 Jahren wieder ans Tageslicht gebracht. Der frühe Druck, der jetzt in die Museumssammlungen übergegangen ist, wurde bereits wissenschaftlich erforscht. Durch den im Original lateinischen Eintrag „Buch aus dem Kloster Himmelpforte“ konnte er eindeutig seiner Herkunft zugeordnet werden. Nachzulesen ist das in dem neu erschienenen Buch des Darlingeröder Heimatforschers Eberhard Schröder „Das Kloster Himmelpforte“. Schröder hatte den Kontakt zu dem bisherigen Eigentümer vermittelt. Weltweit existieren nur zwei Bücher, die auf die ehemalige Klosterbibliothek Himmelpforte zurückgeführt werden können. Eines befindet sich in London in der British Library und das zweite von jetzt an in Wernigerode.

Der Begriff Wiegendruck (lateinisch Inkunabel) geht auf die Frühzeit des Buchdrucks mit beweglichen Lettern nach Johannes Gutenberg zurück. Drucke bis zum Jahr 1500 werden nach einer Übereinkunft der Buch- und Bibliothekswissenschaften als Wiegendrucke bezeichnet, weil sie aus einer Zeit stammen, in der dieses Druckverfahren ganz am Anfang stand und gleichsam noch „in der Wiege lag“.