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01.03.2020

Aktuelles im Harzmuseum

Heute möchten wir Ihnen ein kulturhistorisches Zeugnis vorstellen, dass in Form einer Schenkung den Weg zu uns ins Museum gefunden hat. Hierbei handelt es sich um das "Sammel=Buch // der // Aufrechnungen aus den Quittungskarten für // die Invaliditäts- und Alters-Versicherung." der Person Paul Hörig.

Zum Objekt selbst:

Maße:

Höhe: 16,5 cm
Breite: 10,5 cm
Tiefe: 0,3 cm

Material/Technik:

Druckfarbe, Karton, Papier, Tinte
gebunden, gedruckt, handgeschrieben der Name des Sammelbuchinhabers

Auf der ersten Innenseite sind die persönlichen Angaben zum Sammelnbuchinhaber und der Sitz der Versicherungsanstalt in Thürigen vermerkt. Der Ersteintrag erfolgte am 1. Januar 1895 in Sundhausen. In darauffolgenden Seiten wiederholen sich die Tabellen zur Erfassung der geleisteten Beitragszahlungen im Jahr. Den Aufzeichnungen in diesem Sammelbuch ist zu entnehmen, dass Paul Hörig ab spätestens 1901 seine Versicherungsunterlagen in der Aufrechnungsstelle "Polizei-Verwaltung zu Wernigerode" quittieren ließ. Ab 1906 war er hier als Feuerwehrmann tätig.

Was haben wir hier?

Dieses kleine Buch mit Pappeinband im A6 Hochformat bezeugt einen Meilenstein in Sachen "soziale Absicherung" in Deutschland. 1889 ist die gesetzliche Rentenversicherung mit dem "Gesetz betreffend die Invaliditäts- und Altersversicherung" ins Leben gerufen worden. Mit der 1883 und 1884 gesetzlich verankerten Kranken- und Unfallversicherung markiert diese Altersversicherung den Beginn des Sozialversicherungswesens in Deutschland. Zuvor war die Mehrzahl der Arbeitnehmer/innen im Falle einer alters- oder krankheitsbedingten Arbeitsunfähigkeit auf die Unterstützung der Familie oder Almosen der Armenfürsorge der Gemeinde angewiesen. Mit der Inanspruchnahme dieser staatlichen Sozialleistungen sind die Empfänger jedoch an den Rand der Gemeinschaft gedrängt worden. Die generell spärlichen Leistungen bestanden häufig aus Naturalleistungen. Asyl im Armenhaus erhielten nur Gemeindemitglieder, die einen langjährigen Aufenthalt in der jeweiligen Gemeinde nachweisen konnten. Darüber hinaus unterstanden die Leistungsempfänger der Vormundschaft des Armenwesens und verloren das Gemeinde-, Landtags- und Reichstagswahlrecht. Die wachsene Unzufriedenheit innerhalb der Arbeiterschaft und die vielerorts grassierende Armut infolge fehlender sozialer Absicherung bescherte den gewerkschaftlichen und sozialistischen Vereinigungen eine Vielzahl neuer Mitglieder. Der Staat war gezwungen sich mit der "sozialen Frage" auseinanderzusetzen. So verkündet der Reichskanzler Otto von Bismarck 1881 mit der Urkunde der "kaiserlichen Botschaft" ein umfassendes Versicherungssystem für die Arbeiterklassen. Damit war der Grundstein für das uns heute bekannte, umfassende, staatlich organisierte Fürsorgesystem gelegt.

Besuchen Sie auch den AMO März unserer Kollegen aus dem städtischen Archiv.

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